Unter Strom? Entspann doch mal!

Willkommen in der Psychologischen Praxis für Life Coaching, Beratung & Gesundheitsförderung von Alexandra Evers. Und ich dachte, ich weiß, was Stress ist und wie ich den los werde….

Was bewegen deine Klienten im Moment? Der Lockdown?

Ja, sicher, aber Corona ist gar nicht immer das vorrangige Thema, spielt aber natürlich immer eine Rolle…. Menschen kommen mit den unterschiedlichsten Fragestellungen zu mir. Manche fühlen sich getrieben, manche fühlen sich überfordert, manche haben das Gefühl zu versagen. Und dann erzählen sie, wie sie das spüren, was ihre Symptome sind. Auf der körperlichen Ebene treten da oft Muskelverspannung, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen bis zu Bauchschmerzen oder Verstimmungen im Verdauungstrakt auf. Wenn man weiter fragt, dann gibt es auch Symptome auf der Verhaltensebene, wie Traurigkeit, Rückzug, innere Unruhe, sich getrieben fühlen. Fingernägel kauen, mit dem Fuß wackeln. Schwitzen, der Körper ist in Bewegung oder in die andere Richtung, er ist ganz ruhig und man spürt viel Müdigkeit. Die dritte Ebene betrifft die Gefühlslage: Man weist meist Angst, Wut, Traurigkeit und weniger Freude auf. Das sind alles Auswirkungen von Stress. Im Übrigen hat positiver Stress tatsächlich die gleichen Auswirkungen.

Was? Das kann ich gar nicht glauben?

Z. B. Hochzeitsvorbereitungen werten wir als positiven Stress, das ist ja ein Ereignis, auf das wir uns freuen und die Planung Spaß macht. Wir sind in freudiger Anspannung, die Motivation ist positiv, aber im Körper fordert sie trotzdem und belastet halt auch.

Dann sind wir immer im Stress?

Ich erzähle dir mal ein Beispiel vom Säbelzahntiger und unseren Vorfahren: Wenn er kam, mussten sich alle wehren, Stress kam auf und eine hohe akute Belastung musste bewältigt werden. Unsere Vorfahren kämpften, flohen oder stellten sich tot. Der Körper reagiert automatisch, damit wir eine der drei Optionen wählen können. Der Herzschlag steigt, Stresshormone werden ausgesendet, heizen den Körper und die Nerven an, damit wir dieser Gefahr begegnen können. Wenn die Gefahr vorbei ist, stellt sich wieder Entspannung ein, der Körper wird wieder runterreguliert. Ein wunderbarer Kreislauf, mit dem man wunderbar mit leben.

Heute haben wir es seltener mit akuten Belastungen und Gefahren zu tun, sondern befinden wir uns in einer Art Dauerstress. Der Stress stapelt sich, ist kontinuierlich da, ohne dass wir deutliche Erholungsphasen haben. Also der Körper ist kontinuierlich in Aktion, um damit umzugehen. Und da sind wir schon angelangt in der Spirale von chronischem Stress.

Also ja, wenn wir nicht aufpassen, sind wir immer im Stress.

Und dann? Was passiert denn dann?

Bei chronischem Stress hat dein Organismus keine Chance runterzufahren, er ist ständig beansprucht. Als Folge ist der Organismus anfälliger für Erkrankungen wie z.B. Infektionen, Herzprobleme, Verdauungsstörungen oder Muskelverspannungen. Man merkt es meist erst, wenn es schon weit gediehen ist.

Und ab wann kommt man zu dir? Sucht also Hilfe?

Ich wundere mich ehrlich gesagt manchmal, wie spät viele Menschen Hilfe suchen. Wie lange wir es schaffen, Signale nicht zu beachten und aufrichtig nicht bemerken. Genau das macht einen Teil der Arbeit aus, die Symptome als Warnsignale wertschätzen lernen. Es ist nicht lästig, Verstimmungen zu haben. Wir sollten vielmehr dankbar sein, dass Bauch, Kopf oder Muskeln sagen, ab hier langsamer bitte. Mein Körper will mir hier was sagen, ich mache mir Sorgen oder Gedanken, jeder hat bestimme individuelle Signale, die sein Körper aussendet.

Das Schwierige ist, dass wir in einer Welt leben, in der wir stets aktiv sein und funktionieren sollen. Passivität ist nicht erwünscht. Deshalb hören wir nicht auf die Signale und haben es auch oft verlernt. Wir sollten aber lernen, die Signale wieder zu erkennen und darauf zu hören.

Generell liegt uns Menschen das Entspannen sehr. Unsere Vorfahren waren da sehr gut drin. Schlafen, jagen, essen – es gab Phasen der Anspannung und dann der Entspannung. Wir können entspannen. Wir haben es in uns und müssen es nur wieder erlernen.

Wie schwer ist es, das Entspannen zu lernen?

Es ist nicht einfach, mit einem ganzheitlichen Ansatz kann es aber gelingen, so kann jeder das passende Türchen zur Stressbewältigung finden. Vielen hilft es schon, zu verstehen wie Stress entsteht. Stressig ist eigentlich all das, was ich als Stress bewerte: Ob Einkaufen in einem vollen Supermarkt Stress bedeutet oder nicht, ist individuell, nämlich wie ich darüber denke. Stress wird zu einem großen Teil ausgelöst durch unser Denken, nicht per se durch die Situation an sich. In der Konsequenz lösen diese Gedanken Gefühle aus wie Angst, Wut, Traurigkeit.

Und jetzt? Muss ich umdenken?

Erst mal erforschen: Was sind so Gedanken, Regeln, Normen, die mich prägen und ausmachen? Was sind meine Antreiber und Regelsätze, meine Denkmuster? In der Begleitung wird hinterfragt, werden neue Lösungsstrategien gefunden, neue Perspektiven eingenommen. Diesen Teil nennt man im Fachjargon mentale Stressbewältigung. So verändern sich Einstellungen und Bewertungen und dadurch kann ich langfristig meinen Stress bewältigen.

Die anderen beiden Komponenten der Stressbewältigung sind instrumenteller Art und die Entspannung. Erstere unterstützt uns, Einfluss auf die Stresssituation zu nehmen, wenn das möglich ist, z. B. anhand von Strategien zum Zeitmanagement. Sowohl präventiv als auch wenn der Stress eingetreten ist, wirken Entspannungsübungen.

Und wenn ich jetzt im vollen Supermarkt stehe und akut und kurzfristig die Symptome bewältigen muss?

Akut in diesem Moment einsetzbar wie im Supermarkt sind Atemübungen: 3x ganz tief und bewusst ein und ausatmen. Im Stress zieht sich unsere Atmung nach oben, wird ganz flach, wenn ich lange flach atme, wird mir schummrig und schlecht. Sobald ich tief atme, das Gefühl verliert sich. Man sollte darauf achten, länger auszuatmen als einzuatmen. Denn mit der Ausatmung man spricht vor allem den Teil unseres Hirns an, der für die Entspannung zuständig ist.

Was sind gute Methoden der Entspannung?

Nicht jeder mag Atemübungen, aber zum Glück gibt es so viel mehr! Es ist wichtig rausfinden, wo du dich entspannst. Hausarbeit, Gartenarbeit, Spazieren oder Malen? Also stell dir die Fragen: Was entspannt mich, was mache ich gerne, wie kann ich mich gut erholen?

Weitere gute Methoden sind stampfen, sich schütteln oder spazieren gehen. Also wenn die Stresssituation vorbei ist, ist mein Körper noch in Anspannung. Während unsere Vorfahren durch Flucht oder Kampf den Stress bewältigt haben, haben sie auch gleichzeitig für den Abbau von körperlichen Spannungen gesorgt. Heute haben wir Stress in der Ruhe, wenn wir stampfen und schütteln, können wir das Adrenalin und Anspannung abbauen.

An dieser Stelle nicht zu vergessen sind die vielen Entspannungstechniken, die man in Kursen erlernen kann: Autogenes Training, progressive Muskelentspannung und Yoga sind die bekanntesten.

Ein Blumenstrauß an Strategien zu haben, um sowohl kurz- als auch langfristig handlungsfähig zu bleiben, entspannen zu können, aber auch um Gedanken zu reflektieren – all das macht wirksame Stressbewältigung aus.

 

Wie ist das denn jetzt in der Pandemie, in der aktuellen Situation?

Im Hinblick auf die Pandemie – durch die Situation entstehen bei vielen Menschen Sorgen und Ängste, gleichzeitig ist vielen durch die Schließungen die gewohnte Art des Ausgleiches genommen. An der Pandemie können wir leider nichts ändern, aber wir können unsere Reaktionen beeinflussen.

Meine Lieblingstipps sind da gerade:

  • Bewusst Sachen machen, die mich erfreuen, den Blick auf das Positive richten
  • Spazieren gehen
  • und bewusst die Informationsflut reduzieren

Dies sind auch alles wunderbare Methoden zur Bewältigung von Belastungen in der Begleitung und Pflege von Menschen mit Demenz. Mein anderes großes Thema. Ich kann eben auch an dieser Situation nichts ändern, die Krankheit ist nicht heilbar, aber meinen Umgang damit kann ich beeinflussen. Beispielsweise mit praktischer Unterstützung in der Pflege und Selbstfürsorge. Wie kann ich besser mit mir und dem Menschen mit Demenz umgehen.

Alles was wir probieren, egal welche Belastung, sind Lösungsversuche. Um das mal deutlich zu sagen: Wir machen nichts falsch. Bei der Stressbewältigung und auch sonst in der Beratung schauen wir, welche Lösungsansätze noch passen könnten, neben denen, die wir schon ausprobiert haben und die vielleicht noch nicht den gewünschten Effekt hatte. Die eigenen Ressourcen aktivieren mit einem stets wertschätzenden Blick auf Krisen und Lösungen.

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