Interview Petra Glücksmann

von 18. Mrz 20200 Kommentare

 Wendemomente – Systemische Beratung, Coaching & Teamentwicklung

Eine Karrierefrau steigt aus 

Petra sitzt seelenruhig in einem der gemütlichen Sessel in ihrem Büro. In dem anderen sitze ich. Es scheint so, als bringe sie nichts aus dieser Tiefenentspannung. Sie erzählt mir von ihrem Leben. Ein bewegtes, spannendes Leben. Mit Tälern und Bergen. Ein Leben voll Leben.
Petra ist eine Karrierefrau. Führungsposition, Teamverantwortung, eben eine Karrierefrau, wie wir sie uns vorstellen. Das bestimmt ihr Leben und auch das ihrer Familie. Lachend schildert sie, dass ihr Mann und sie vereinbart hatten, wer die Reise zuerst im Kalender habe, der darf reisen, der andere muss sich dann alternativ organisieren.
Und dann steigt sie aus. Heute kann sie darüber lachen.

 

Petra, ich habe deinen Lebenslauf gelesen. Beeindruckend. Du hast schon so viel gemacht und warst international unterwegs. Und dann machst du dich selbstständig? Meine Grenzen waren erreicht. Unser Familienleben war stressig und so ging es einfach nicht weiter. Ich bin abends nach Hause gekommen, habe versucht, schnell was zu kochen, essen, und dann mussten die Kinder schon ins Bett. Der Tag war anstrengend und der nächste Tag würde noch stressiger werden.

Es musste sich etwas ändern. Wir haben uns zusammengesetzt und gemeinsam entschieden, unser Leben zu entschleunigen, und dass ich nur noch Teilzeit (80 %) arbeiten gehe. Dann wäre ich mehr mit den Kindern zuhause, passte perfekt in den Alltag.
Mein Chef konnte diese Pläne leider gar nicht nachvollziehen. Er brauche seine Führungskräfte 24 Stunden am Tag. Schnell hatte ich einen Aufhebungsvertrag auf dem Tisch. Das konnte er nach deutschem Arbeitsrecht natürlich nicht durchsetzen, spielte aber keine Rolle mehr. Denn es war kein Miteinander mehr möglich. Und ich merkte zum ersten Mal am eigenen Leib, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Förderung von Frauen in Führungspositionen doch noch nicht bei allen Unternehmen angekommen ist.
Dann habe ich gekündigt. Endlich hatte ich die Zügel wieder in der Hand. Eine große Erleichterung, wieder selbst zu bestimmen. (Ein Strahlen im Gesicht) Und auch ein bewusstes Ausbrechen aus gelernten Verhaltensmustern. Aushalten, kämpfen, durchhalten, durchziehen, aussitzen… Das mache ich nicht mehr.

 

Und warum hast du dir dann nicht einfach einen neuen Job woanders gesucht? Pause – eine Reise nach Peru. Ich habe mir die Freiheit genommen, was allein zu machen. Mit Erfahrung und Selbstvertrauen im Koffer bin ich heimgekehrt. Und dann habe ich viele Gespräche mit Headhuntern geführt, um eine Position zu finden, die sich gut mit der Familie vereinbaren lässt. Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, in anderen Ländern ganz normale Arrangements, aber leider noch nicht in Deutschland. Auch wenn die Ausschreibungen das Anpreisen, sieht die Realität leider oft anders aus. Aber zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich nur auf meinen Bauch verlassen. Und der hatte immer ein schlechtes Gefühl, ich wollte nicht mehr zurück in dieses Gefüge.

Bereits vor meiner Kündigung hatte ich mit einer Therapieausbildung begonnen. Denn das wollte ich schon immer machen. Als wenn ich geahnt hätte, was noch kommt. Vielleicht hatte ich dadurch den Mut umzusetzen; was ich dort schon gelernt habe. Nämlich in sich hinein zu spüren und seiner Intuition zu folgen.
Als Therapeutin habe ich dann erst mal im Bereich der freien Kinder-und Jugendhilfe in der aufsuchenden Familientherapie angefangen. Im Bereich der Führungskräfte- und Teamentwicklung kamen durch Kooperationspartner schnell erste Aufträge rein. Und dann habe ich mir gedacht, ich kann mir selbst Räumlichkeiten suchen und nur noch selbstständig arbeiten.

 

Wie stellst du dich der Herausforderung den Alltag mit deinen Kindern zu meistern? Selbstständig arbeiten, heißt meist nicht weniger arbeiten. Selbstbestimmt – ich stricke mir meinen Alltag so, dass alles passt. Es ist gar nicht weniger stressig oder weniger Arbeit. Aber wenn ich mich quäle, dann für mich und meine Vision. Jetzt kann ich so organisieren, dass es gut zu mir und meinem Alltag passt. Eben genauso, dass es sich immer gut anfühlt. Genauso viel Arbeit, aber mit Themen gefüllt, die mich glücklich machen.

Ich habe jeden Tag neue Learnings, neue Perspektiven, neue Unternehmen, andere Kulturen, neue Produkte, ich weiß nie, was morgen kommt. Ich habe so viel gelernt und bin über mich hinausgewachsen und das immer mit einem guten Bauchgefühl.

Wie sieht Deine Klientel aus? Und was bedeutet „systemische“ Beratung? Jeder. Jeder, der im Leben an einem Punkt angelangt ist, an dem er nicht mehr weiter weiß. Paare, Einzelpersonen, Führungskräfte, Teams und auch Familien.
Der systemische Ansatz soll helfen, selbst eine Lösung zu entwickeln. Also eine Hilfe zur Selbsthilfe. Gemeinsam unterbrechen wir das Gedankenkarussell und schaffen Raum für neue Blickwinkel. Das können private Probleme sein, aber auch Businessprobleme, ein Führungscoaching, wie führe ich besser oder motiviere ich mein Team, Teamentwicklung z. B. die Performance steigern oder Kompetenzen erweitern. Da ich selbst als Führungskraft gearbeitet habe, habe ich eigene Erfahrung und kann diese auch hier einfließen lassen.
Also wenn ich eine Frage stelle und es kommt nicht direkt eine Antwort, dann war es eine gute Frage. Eine Frage, die irritiert und zum Nachdenken anregt. Dann nähren wir uns dem Kern des Problems. Und dann kommen die Klienten ins Arbeiten, sie reflektieren, denn erst dann entsteht der nötige Perspektivwechsel und sie können Wendemomente erleben.

Hast du denn dabei noch Zeit für dich? Ja! Ich nehme mir bewusst Zeit für mich. Ich nehme mir genau den Raum, den ich brauche z. B. beim Tennisspielen, denn sonst werde ich unruhig. Dann besteht die Gefahr, in alte Muster zu verfallen. Ich nehme mir Zeit zum Nachdenken und spüre in mich hinein. Ich bin ein großer Fan von Selbstfürsorge!

 

 

Einen liebsten Dank Petra, ich war sehr gerne bei dir und habe mich in deinem Büro richtig wohlgefühlt. Es ist herrlich persönlich dort. Bilder ihrer Peru Reise und Motivationssprüche zieren die Wände und auch Taschentücher stehen bereit.

Kontakt zu Petra könnt ihr über ihre Homepage aufnehmen:
https://www.petra-gluecksmann.de/

 

 

 

 

 

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